Die meisten meiner Reisen drehen sich um das Thema Yoga - ich unterrichte auf Festivals oder anderen Veranstaltungen oder nehme selbst an Trainings und Fortbildungen teil. Selbst wenn ich nicht zu diesem Zweck reise, habe ich in der Regel vor jeder Reise bereits alle Yoga-Spots recherchiert und über Social Media nach persönlichen Empfehlungen für Studios und Lehrer gefragt. Das ist das Schöne an der Yoga Welt - die Yogis sind in der Regel sehr freundlich, ansprechbar und verweisen dich gerne an ihren Lieblingslehrer. Das hilft natürlich, um für eine gute Yogaerfahrung zu sorgen, gerade wenn man nur für kurze Zeit reist und somit nur wenig Zeit für Studiobesuche bleibt.
Als ich diesen Herbst nach Athen flog, habe ich nicht recherchiert. Zum ersten Mal habe ich vorher nicht nach Studios und Kursen gesucht. Ich wollte mich ein paar Tage von der Yoga-Welt zurückziehen und stattdessen einfach in die reiche griechische Kultur eintauchen.
Nachdem ich drei Tage lang jeden Tag 20 km zu Fuß zurückgelegt hatte, konnte ich dann aber doch nicht anders. Ich ging ohne weitere Information in das nächstgelegene Studio zu unserem nächsten Airbnb. Ich war so angenehm überrascht von der Stunde, dass ich diese Erfahrung teilen und empfehlen möchte, falls ihr einmal in der Nähe seit: Evergreen Yoga Studio in Exarchia, Athen.
Das Studio hat eine wirklich warme und einladende Atmosphäre. Ich wurde sehr nett empfangen und durch die Registrierung geführt (großes Plus, schließlich war alles auf Griechisch). Die Räume sind gemütlich und alles wirkt sehr familiär, Sofas zum Entspannen, heißer Tee und freundliche Yogis. Es gibt zwei Yogaräume: Kerzenlicht, große Fenster und jede Menge Grünpflanzen!
Die Klasse, die ich besuchte, war eine Level 2 Vinyasa-Klasse, die von einer sympathischen Lehrerin namens Virgina unterrichtet wurde. Spontan hielt sie die gesamte Stunde auf Englisch, mir und zwei anderen nicht-griechischen Besuchern zuliebe! Alle anderen in der Klasse nahmen das freundlich und unterstützend an. Man spürte, dass Virginia ihre Schüler kennt, der Umgang verriet langjährige Beziehungen - ein gutes Zeichen! Während der gesamten Praxis spielte wunderschöne ruhige Musik, die sich nur ein einziges Mal für die Endentspannung änderte - das war neu. Was ich an der Klasse so besonders empfand, war nicht nur, dass sie ein tolles Konzept (Körpermitte, Wärme und inneres Feuer erzeugen) und eine reibungslose Abfolge hatte, sondern auch, dass die Lehrerin eine unglaubliche Ruhe ausstrahlte, obwohl die Klasse dynamisch war und wir sehr in die Tiefe gingen. Eine Fließende Praxis, die dennoch Zeit lässt, um in den Körperhaltung anzukommen - tiefer zu gehen oder zu bleiben - und somit Raum für jeden Körper schaffte. Viel Zeit wurde auch für eine eigenständige Praxis von Umkehrhaltungen gegeben, mit Level-gerechter Anleitung verschiedener Variationen.
Viel zu häufig habe ich das Gefühl, dass im Unterricht nur so durch die Haltungen hindurchgehuscht wird, weil Vinyasa „Fluss“ bedeuten soll. Das endet dann oft in einer Fehlinterpretation mit extrem schnellen Bewegungen, übermäßigem Schwitzen und übertriebenem tiefem und schnellem Atmen.
Fluss sollte jedoch in der Yogapraxis bedeuten, sich im Einklang mit der Atmung zu bewegen - bewußt und reibungslos, fließend wie Wasser. Die Idee ist es, ein Bewusstsein zu entwickeln, das jede Bewegung mit der nächsten verknüpft. Nicht nur die Haltung selbst, sondern auch der Übergang, wie wir aus ihr heraus und in die nächste gelangen sind Teil des bewussten Bewegungsflusses. So wird die körperliche Yogapraxis zu einer Achtsamkeitspraxis.
Vinyasa Krama ist eine schrittweise Fortbewegung auf ein bestimmtes Ziel. Dieses Ziel besteht darin, von der einfachen Asana zur fortgeschritteneren Asana zu gelangen. Der Begriff wird oft als "weiser Fortschritt" übersetzt und bezieht sich daher auf die Prinzipien der Sequenzierung, der durchdachten Aneinanderreihung von Yogahaltungen, die die Grundlage für eine sichere, sinnvolle, aber auch interessante und herausfordernde Praxis bilden. Meines Erachtens ist diese Sequenzierung die Fähigkeit, die einen tollen Yogalehrer von den übrigen unterscheidet.
Wir haben in dieser Klasse ziemlich fortgeschrittene Positionen und Übergänge erreicht - nachdem wir die Praxis sorgfältig aufgebaut hatten - und ich liebte die Herausforderung! Ich sage also nicht, dass wir uns nicht selbst herausfordern sollten, unsere Grenzen ausloten und nach Fortschritt streben, sondern ich befürworte lediglich, dass wir darüber nachdenken, wie wir dies tun. Wir sollten uns daran erinnern, warum wir Yoga praktizieren und was uns in diesem Moment tatsächlich nutzen würde. Yoga soll heilen und dir ein gutes Gefühl geben und keinen weiteren Grund, dich mit anderen zu vergleichen, über persönliche Grenzen hinaus zu gehen und dich selbst zu verletzen. Kommm während der Praxis immer wieder zu deinem Gefühl zurück, spüre und entscheide jedes Mal von neuem, was du an diesem bestimmten Tag brauchst, mach kleine Schritte, genieße den Prozess und sieh zu, wohin die Reise Sie führt….
Danke, dass du bis hier unten gelesen hast, und danke, Virgina, für die schöne Klasse.
Viel Spaß beim Üben!
Die Bilder sind von der Facebook Seite des Yogastudios.